Die Mitglieder des Fachgremiums für Erinnerungskultur haben sich mehrheitlich
gegen eine Versetzung des Steuben Denkmals auf den Steubenplatz ausgesprochen.

Hier nur zwei Beispiele der Argumentation.
„Die Versetzung der Steuben-Denkmalkopie von 1994 – im Sinne einer „Korrektur“ hin zum „authentischen Ort“ – würde ein ausschließlich plakativ-monumentales Ausrufezeichen bzw. einen Akt restaurativen Historismus‘ bedeuten.“
Ein Geschenk aus Amerika! Eine Statue einer bedeutenden internationalen Persönlichkeit, die den jungen Vereinigten Staaten die Unabhängigkeit brachte und ihr zur Demokratie verhalf!
Ein Lieblingsprojekt unseres ersten Ministerpräsidenten nach der Wende – Manfred Stolpe – ein restaurativer Historismus?
Bei der Einweihung 1994 war der Platz hinter dem Filmmuseum bereits umstritten. 2005 wurde die Rückkehr auf den Steubenplatz öffentlich von OB Jakobs versprochen!
„Die Platzierung einer Skulptur in dieser Dimension und Darstellung im militärischen Ornat im Stadtzentrum von Potsdam würde daher als Ausdruck einer Leitbildkultur verstanden werden, die vor allem mittels Reproduktionen eine historische Stadtmitte wiederaufbauen will.“
Ja, wir wollen unsere Stadtmitte wieder behutsam zurückgewinnen!
Das haben die Stadtverordneten demokratisch im Oktober 1990 beschlossen!
Im Folgenden finden Sie dazu eine wissenschaftlich-historische Betrachtung
von dem Historiker Dr. Wieland Niekisch:
Anmerkungen zur Stellungnahme des Fachgremiums Erinnerungskultur zur Frage der
Versetzung des Steuben-Denkmals in Potsdam – eine weltoffene Perspektive:
– Ministerpräsident Manfred Stolpe am 28. November 1994, dem 200. Todestag von
Friedrich-Wilhelm von Steuben, bei der Aufstellung seines Denkmals in der Potsdamer
Schloßstraße:
“Nach den Worten Stolpes demonstriere das Denkmal auf besondere Weise die
Weltoffenheit Brandenburgs. Zugleich solle es ein Angebot an die amerikanischen
Freunde zu mehr Zusammenarbeit auf allen Gebieten sein.” ( MAZ vom 29.11.1994, S.1)
– Der Standort war bereits 1994 umstritten. Die MAZ titelte am 29.11.1994, S. 13:
“Ein General in der Sackgasse.”
Am 30. April 2005 nannte OB Jann Jakobs bei der offiziellen Enthüllungsfeier der
historischen Inschriften am Sockel des Steuben-Denkmals “Friedrich Wilhelm von
Steuben ‘eine berühmte Potsdamer Persönlichkeit’.” (PNN vom 2. Mai 2005, S. 11) und
“versprach, … dass das Steuben-Denkmal nach der Errichtung des Stadtschlosses
wieder seinen ursprünglichen Standort erhalten wird.” (MAZ vom 2. Mai 2005, S. 15)
Prinzipielle Bewertung:
Die Stellungnahme vom 18. April 2024 ist nicht das, was man von einem Fachgremium
erwartet: Eine zunächst neutrale, auf wissenschaftlich-sachlicher Ebene argumentierende
Studie, die danach zu vergleichenden und abgewogenen Urteilen kommt.
Das vorliegende Papier stellt stattdessen auf drei von vier Seiten eine eminent politisch
wertende, ja abwertende Tendenzschrift dar. Diese verwendet vielfach polemische
Argumentationsmuster und Schablonen des historischen Materialismus, die z.T. schon in der
DDR überwunden worden sind.
Beispiele:
1. 1980 erfolgte die Rückkehr des Reiterstandbildes von Friedrich dem Großen
von Christian Daniel Rauch Unter den Linden in Berlin. Das Standbild war im selben Jahr 1950,
als die Steuben-Statue verschrottet worden ist, demontiert und hinter Hecken
am Neuen Palais versteckt worden. Dort stand es auch über Jahrzehnte.
2. Das im Militärverlag der DDR erschienene, wissenschaftlich ausgewogene Buch von Franz Fabian:
“Die Schlacht von Monmouth – Friedrich Wilhelm von Steuben in Amerika.”)

Vor allem verstört die begrenzt nationale Anschauung und Interpretation der
Geschichtsverläufe und deren Personen – ohne die wissenschaftlich übliche, komparative
Einordnung in die komplexen Abläufe internationaler Kontexte. Die Unterscheidung von
zeitlich vergangenen und zeitlosen Aspekten fehlt völlig.
Frei nach Jürgen Habermas hat hier das “erkenntnisleitende Interesse” auf drei Seiten
unkritisch im Vordergrund gestanden, um Person, Würde und Wirkung
Friedrich-Wilhelm-von Steubens historisch und politisch samt dessen maßgeblicher
Begründung der deutsch-amerikanischen Beziehungen zu desavouieren.
Mit dem Ziel,seinem Denkmal nicht die gleiche Rehabilitation zukommen zu lassen,w
ie dem Standbild vor der Humboldt-Universität in Berlin.
Obgleich Steuben demokratiegeschichtlich wertvoll ist.
Die Gegenposition ist lediglich hinten angefügt, ohne auf deren Argumente einzugehen
und sie in einem kritischen Vergleich zu einem profunden Urteil zu verdichten.
Wenn diese historizistischen Unterstellungen und pejorativen Charakterisierungen stimmen
oder von der Mehrheit des Fachgremiums ernst genommen würden –
(z.B.: Suggestion einer neuerlichen Identifikation mit … der kaiserlich-preußischen
Geschichts- und Erinnerungskultur; Heroisierung der preußischen Militär-Kampfkunst
gegen die Kolonialmächte England und Frankreich …; … symbolische Devaluierung des
demokratischen Erbes zugunsten eines preußisch-militärischen Traditionsbestandes …; …
Söldner-Offizier Steuben …; plakativ-monumentales Ausrufezeichen bzw. ein Akt
restaurativen Historismus … im Gegensatz zur Bedeutungsebene des Landtages als ein
Haus der Demokratie …; restaurativer Akt …; Darstellung im militärischen Ornat im
Stadtzentrum) – dann müsste die Mehrheit des Gremiums folgerichtig und
erneut für dessen gänzliche Beseitigung votieren. Denn mit solchen oder ähnlich
einseitigen Stigmatisierungen war dessen Zerstörung 1950 mit Sicherheit begründet worden.
Sehr zu begrüßen und ermutigend für einen aufgeklärt liberalen und
demokratischen Dialogist der Schlusssatz der Stellungnahme:
“Innerhalb des Fachgremiums äußerte sich eine Mehrheit der Mitglieder dahingehend,
dass sich eine Vertiefung und Prüfung des Vorschlages lohnen könne.”
In diesem Sinne einige Anmerkungen, Anregungen und Korrekturen:
Zur Vorbemerkung der Stellungnahme:
Der Empfehlung des Fachgremiums, “die Person Steuben sowie das Denkmal und seine
Geschichte für Besucherinnen und Besucher künftig angemessen zu kontextualisieren” ,
ist sehr zu unterstreichen. Jedoch muss eine faktenbasierte und vorurteilsfreie
Kontextualisierung angeboten werden, die der Zeitlosigkeit der Person für eine moderne
Erinnerungskultur wirklich gerecht wird. Einseitige politische Pädagogik nach dem Muster
eines ehemaligen, vormundschaftlichen Staates: “Wir wissen, wie man ihn zu sehen hat”,
führt nicht zu einer aufgeklärt mündigen Unrteilsfindung.
Zu den Argumenten gegen eine Versetzung
Erster Absatz:
Eine Versetzung des Denkmals unterstreicht grundsätzlich und wesentlich den alleinigen
Zweck des Geschenkes des amerikanischen Kongresses an das Deutsche Volk und dessen
Staatsoberhaupt: “Wahrzeichen ununterbrochener Freundschaft” zwischen den Vereinigten
Staaten und Deutschland. Auch das 1911 überreichte und 1950 mutwillig zerstörte Denkmal
war bereits eine Kopie des Originals, das sich im Park unmittelbar am Weißen Haus in
Washington befindet. In diesem Sinne ist der Kopie-Verweis rein polemischer Natur.

Der 1911 gewählte und heute rekonstruierte Kontext mit dem Sedan-Tag bzw. der
Marokko-Krise um Wilhelm II. ist zeitgebunden und künstlich. Kein wissenschaftlich und
politisch Ernstzunehmender, der die Wiederaufstellung am angestammten Platz
für legitimund geboten hält, identifiziert sich damit oder versucht die vergangene
und historisch abgeschlossene “kaiserlich-preußische Erinnerungskultur” zu restaurieren.
“ ‘Steuben und Amerika – was damals der Kampf um die Freiheit war, ist heute der Kampf
gegen den Terrorismus’ erklärte in einer Grußansprache der Vorsitzende des steubenschen
Familienverbandes, Henning-Hubertus-Baron von Steuben.” (PNN vom 2.5.2005, S. 11)
Zweiter Absatz:
Zeit ist weder authentisch, noch unauthentisch, sondern neutral und neutralisiert damit auch
deren vorgenommene Instrumentalisierung.
Über die Authentizität eines Ortes und eines damit verbundenen Denkmals entscheiden
nicht die Zeit der Verweildauer, sondern der Wert und die Denkwürdigkeit einer Person
und dessen Denkmal, die ihnen heute in einem demokratischen Diskurs zugemessen werden.
(Das jahrzehntelang Unter den Linden abwesende Reiterstandbild ist bereits genannt
worden. Ebenso war die Quadriga auf dem Brandenburger Tor jahrzehntelang aus
ideologischen Gründen ohne den figürlichen Schmuck von Kreuz und Adler und
wurde erst nach 1990 wieder denkmalgerecht im Sinne Johann Gottfried Schadows restauriert.
Gleiches gilt etwa für die Ruine und jetzt wieder aufgebaute Frauenkirche oder die Figuren
auf der Schlossbrücke am Eingang der Straße Unter den Linden etc..)

Absatz drei und vier:
Die These Steuben = Devaluierung des demokratischen Erbes zugunsten eines
preußisch-militärischen Traditionsbestandes ist ihrerseits nicht nur missverständlich,
sondern geradezu unlogisch und kontrafaktisch zum Leben und Wirken Steubens.
Auch wenn angemerkt werden muss, dass der Landtag Brandenburg keinen unmittelbaren
Traditionsbezug zum Freistaat Preußen hat, weil dieser 1947 aufgelöst worden ist.
So steht doch fest, dass Steuben und Otto Braun je auf ihre Weise und in ihrer Zeit
für dieselben demokratischen Ideale gekämpft haben. Alles andere ist ahistorische und
undemokratische Verunglimpfung:
Mit dem radikal-diskriminierenden Gegensatz Steuben = ”Söldner-Offizier” versus der
obersten demokratischen Vertretung des Landes demaskiert sich die
Ablehnungsbegründung vollends. Einem international anerkannten und verdienten
Kämpfer für Demokratie und Freiheit die “inhaltliche, wertebasierte oder
ethisch-moralischeVerbindung” zur demokratischen Volksvertretung Brandenburgs
abzuerkennen, spricht für sich und den Geist dieses Textes.
Ebenso der behauptete Gegensatz zu Person und Büste Otto Brauns.
Beide Denkmale stehen je auf der weit gegenüberliegenden Seite des
Landtagsschlosses. Dadurch entfällt auch das künstlich konstruierte,
optisch gerade nicht wahrnehmbare “Ungleichgewicht”. Steuben ist nicht zu “groß”,
sondern die Büste Otto Brauns ist eher zu klein für einen städtischen Platz.

Zum Stigma “Söldner-Offizier”: Von Steuben war ehemals Preuße und Deutscher und wurde
im „Schmelztiegel“ der jungen Vereinigten Staaten Amerikaner, wie hunderttausende Briten,
Deutsche, Holländer, Franzosen, Iren oder Polen im 18. und 19. Jahrhundert. Sie brachten
ihre Berufe mit oder gingen zum Militär und wurden dafür entlohnt. Sie waren eben gerade
keine Söldner, sondern Patrioten, wie in dem populären Film mit Mel Gibson allgemeingültig
dargestellt. Söldner waren dagegen die anderen: Die von deutschen Fürsten zum
Militärdienst gepressten und an die britische Armee verkauften Soldaten, die zum Kampf
gegen die Kontinentalarmee der jungen amerikanischen Demokratie und damit auch gegen
Washington, Lafayette, Kosciuszko und Steuben gezwungen wurden, zu kämpfen.
(Siehe Kabale und Liebe von Schiller). Und nicht wenige sind damals zu den
Truppen Steubens “desertiert”, weil sie sich dort von der Knechtschaft des
Sölnertums befreien konnten. In dieser Perspektive müsste auch der
polnische General Kosciuszko und der französische Lafayette als
“Söldner-Offiziere” tituliert werden – ein ziemlich simpel-nationalistischer
Blickwinkel!
Übrigens ist ebenfalls im Jahr 1994 im Südosten Potsdams eine Gesamtschule nach
Friedrich-Wilhelm von Steuben neu benannt worden, die sich seit 1996 im Kirchsteigfeld
befindet. Damals hatte man bestimmt nicht den Vorsatz der Restauration eines
“preußisch-militärischen Traditionsbestandes” auf dem Rücken von Kindern und
Jugendlichen im Sinn. Sondern Steuben wurde nach Berichten über die damaligen
Initiatoren (Lehrerinnen, Lehrer und Schüler) als Vorbild für “Völkerverständigung,
Sprachenvielfalt und Toleranz” gewählt.
5. Absatz
Dass das Denkmal nach seiner Aufstellung “bedeutungsarm” gewesen sei, erklärt
sich von selbst, weil gerade der völkerverbindende Sinn des Denkmals missachtet worden ist:
Durch die Feindschaft im 1. Weltkrieg, das schwache Demokratiebewusstsein in der
Weimarer Republik und die exzessive Demokratie- und Amerikafeindlichkeit des
Nationalsozialismus. Erst die demokratischen Parteien der alten Bundesrepublik
und nach der Wiedervereinigung auch neue Bundesländer wie Brandenburg und
Sachsen-Anhalt haben fruchtbar an das zeitlose Freiheitsstreben des Begründers
der deutsch-amerikanischen Beziehungen und die Schenkungs-Absicht des
amerikanischen Kongresses neu angeknüpft. Gerade wegen dieser modernen Bedeutung
für die Demokratie kann das Denkmal erst jetzt seine volle Wirkung entfalten.
6. Absatz
Die mehrfache stadträumliche Veränderung des Steubenplatzes nach 1945 oder
nicht mehr bestehende Sichtbeziehung des Steuben-Denkmals zu den Statuen
des Soldatenkönigs (Lustgarten) oder zu Kaiser Wilhelm I. auf der Langen Brücke
sind irrelevant, waren nie Teil eines Ensembles und stehen und standen in keiner
inhaltlichen Beziehung zum Denkmal des berühmten Deutsch-Amerikaners.
Sie sind daher mehr als zu vernachlässigen.
Auch wenn verkehrsbedingt geringfügige Veränderungen des alten Stadtgrundrisses
beim Neubau des Landtagsschlosses und der Neuanlage des Steubenplatzes
vorgenommen werden mussten, befindet sich dieser Platz zu 90% wieder
an seinem geographisch tradierten Ort. Dieser geographische Purismus wirkt
gerade neben Bekenntnissen zu historischen Brüchen unlogisch
und merkwürdig verkrampft.
Siebenter und achter Absatz:
Die Versetzung des Steuben-Denkmals ist gerade kein “Akt restaurativen Historismus’”
und kein “Gegensatz zur Bedeutungsebene des Landtags als ein Haus der Demokratie
und als ein öffentlicher Raum für Kundgebungen und freie Meinungsäußerungen”,
sondern im Gegenteil fruchtbare Ergänzung eines Ortes traditionsgebundener und
lebendiger Demokratie.
Und auch der zwischen der Applikation des Spruches “Ceci n’est pas un château” an der
Westfassade des Landtagsschlosses und dem Steuben-Denkmal behauptete Gegensatz
trifft alles andere als zu. Auch hier kann durch freie künstlerische Gestaltung und
geschichtsträchtige Rekonstruktion ein sich potenzierender Diskurs stattfinden.
Man muss ihn nur zulassen und nicht politisch zensieren wollen.
Der Hinweis auf das “militärische Ornat” und die damit verbundenen Angst vor “
zugespitzten Debatten” und “erheblicher Unruhe” ist gleich in drei Punkten fragwürdig:
1. Ein Ornat ist ein festliches Kleidungsstück vor allem für Geistliche.
Offiziere tragen Uniformen. (Sollte hier ein weiterer Berufsstand
in Misskredit gebracht werden?)
2. Kämpfer für Freiheit und Unabhängigkeit kann man nicht mit Vorurteilen
begegnen oder mit der zu kurzen Elle des Pazifismus messen.
3. Die Furcht vor offenen Debatten oder deren Unterdrückung ist der
Demokratie prinzipiell wesensfremd.
Letzter Absatz
Den Vereinigten Staaten von 1911- “bei allen Unterschieden” zum
Deutschen Kaiserreich gleichermaßen die Verbindung zu den
“Idealen und Werten …unserer heutigen Demokratievorstellungen…”
abzusprechen, grenzt doch scharf an nationalistische Überheblichkeit.
Die USA waren 1911 eine funktionierende Demokratie, das Deutschland
von 1911 eine konstitutionelle Monarchie. Sowohl die Werte und
Traditionen der amerikanischen wie der französischen Revolution
sind bis heute konstitutiv für unseren demokratischen Verfassungsstaat.
Schlussbemerkung in Anknüpfung an die Argumenten für eine Versetzung:
Der jetzige Ort des Denkmals war bereits 1994 hoch umstritten,
was sich in fast allen Artikeln zum 28.11.1994 widerspiegelte:
“Historiker Hartmut Knitter bemängelte beispielsweise, dass der ausgewählte
Platz völlig potsdamuntypisch sei. ‘Potsdams Stadtbild prägen Achsen.’ …
Andere Teilnehmer des Zeremoniells äußerten Unverständnis darüber,
dass die Stadt den verdienstvollen General ausgerechnet in einer Sackgasse
hinter der langen Mauer des Marstalls ‘versteckt.’ “ (MAZ vom 29.11.1994, S. 13)
1994 hatte noch niemand die Kühnheit sich vorzustellen, dass das Stadtschloss
als Landtagsgebäude neu errichtet und die Innenstadt in wesentlichen Teilen
wieder aufgebaut werden kann. Das Bewusstsein der Deplatziertheit und des
Provisorischen gab es damals aber schon konkret:
Z.B. hat der Innenstadtverein AGAPHI am selben 28.11.1994 zwischen
den damals verlaufenden Straßenbahngleisen den angestammten
Ort der Statue mit einer Gedenkplatte markiert, wo sie heute wieder liegt:
Auf dem Steubenplatz.
2005 war die Perspektive des Wiederaufbaus und die Überzeugung des
Vorübergehenden bereits klar, was in das Versprechen des
damaligen Stadtoberhauptes mündete.
1996 ist ein Nachguss des Potsdamer Denkmals von Steuben in seiner Geburtsstadt
Magdeburg zentral auf dem Mittelstreifen einer innerstädtischen Straße vor dem
Hegelgymnasium aufgestellt worden. Genauso wie man die in der DDR aus
dem Rathaus verbannte Büste Steubens wieder auf dem angestammten
Platz im Rathaus gestellt hat: Zeichen eines unverkrampften und selbstbewussten
Umgangs mit einer prägenden Person der transatlantischen Demokratiegeschichte.
Auch wenn die Denkmalsetzung 1911 in Potsdam und nicht in Berlin fast wie eine
Verlegenheitslösung heute unzeitgemäßer nationaler Symbolik des letzten
deutschen Kaisers wirkt. (Denn er wusste sicher mit der
US-amerikanischen Demokratie und dem Antikolonialismus nicht viel anzufangen.)
So kann es für die Landeshauptstadt Brandenburgs heute geradezu als
Glücksfall angesehen werden, dass das Denkmal und Symbol des Kampfes
für Freiheit und Demokratie gerade vor dem Landtagsschloss in Potsdam
wieder einen geschichtsträchtigen Platz finden kann.
Vor allem vor dem Hintergrund, dass es ein Mann aus dem “Osten” Deutschlands war,
der die deutsch-amerikanischen Beziehungen begründet hat und er nach
den Worten von Botschafter Redman für die Werte steht, die sich die Ostdeutschen
1989/90 ebenfalls erkämpft haben.
Angeknüpfen an die im 18. Jahrhundert von Friedrich-Wilhelm von Steuben
begründete deutsch-amerikanischen Freundschafts-Beziehungen konnten
die deutschen Bundeskanzler seit 1949. Beginnend mit dem
Westdeutschen Konrad Adenauer, der 1953 beim ersten Staatsbesuch
eines demokratischen deutschen Regierungschefs in den USA an dessen
Denkmal vor dem Weißen Haus in Washington einen Kranz niederlegte.
Damit ist Steuben nicht nur ein Symbol internationaler,
transatlantischen Wertebeziehungen. Sondern auch Klammer und
Symbol für die innere Einheit der Bundesrepublik Deutschland.
g.h.: Die Frage der Versetzung ist wie 1994 und 2005 keinesfalls
nur eine kommunale.Sondern eine der Landesebene und der
internationalen Beziehungen.
Dr. Wieland Niekisch
