Kürzlich sagte Manfred Stolpe in der PNN zum Baubeginn der Garnisonkirche:
„Deshalb ist es sinnvoll auch das Gespräch mit den Kritikern zu führen, um die Sorgen vor Förderung deutschen Nationalismus‘ ernst zu nehmen.“
Dieser Satz vermittelt ein Bild, als ob man sich nicht mit Kritik in der Vergangenheit auseinandergesetzt hätte. Das Gegenteil ist der Fall!
Über Jahre hat man unendlich viele Gespräche geführt, um sich mit den Gegnern des Wiederaufbaus der Garnisonkirche und ihren vermeidlichen Ängsten auseinanderzusetzen!?
Dabei muss man unterm Strich feststellen – während die Befürworter des Projektes sich diesen Kritikern mehrfach angenähert haben, ist bei den meisten Gegnern die Haltung konstant starr und gleichbleibend geblieben.
Die ersten Garnisonkirchenenthusiasten (1991 Spendensammelbeginn) der „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“ wollten noch die Rekonstruktion der Kirche vollständig mit der Gruft des Soldatenkönigs.
Die Gegner aber riefen: „Nazikirche, kein Wiederaufbau!“
2008 gründete sich die Stiftung Garnisonkirche Potsdam (SGP).
Man reduzierte seine Ansprüche an das Historische. Jetzt zeigten die Pläne eine äußerlich rekonstruierte Kirche, die innen aber schon zeitgenössisch entworfen war.
Die Gegner aber riefen: „Nazikirche, kein Wiederaufbau!“
Hernach verzichtete die Stiftung auf die 6 Millionen Spendengelder der Traditionsgemeinschaft, die vielen als revisionistisch galt. Man wollte sich auf der politisch rechten Seite klar abgrenzen.
Die Gegner aber riefen: „Nazikirche, kein Wiederaufbau!“
Auch wurde diskutiert auf die Widmungsplatte des Soldatenkönigs an der Frontfassade zu verzichten. Insgeheim wird darüber diskutiert bei der anstehenden Sanierung der Hohenzollerngruft den Sarg des Soldatenkönigs aus Potsdam nach Berlin zu bringen. Eine Rückführung des Sarges des Soldatenkönigs ist für die Stiftung kein Thema. Ohne Gruft und Widmungsplatte ist der Symbolwert der Garnisonkirche für echte Preußenfans halbiert.
Die Gegner aber riefen: „Nazikirche, kein Wiederaufbau!“
Die historische Grünfläche an der Garnisonkirche, einst mit Andreaskreuz und dem Denkmal Friedrichs II. geschmückt, wird gestrichen, keine Wiederherstellung! Die Plantage – einst einer der schönsten innerstädtischen Plätze -wird jetzt Schulsportplatz, der historische Kontext der Garnisonkirche ist Richtung Stadt zerstört.
Die Stiftung toleriert das Rechenzentrum temporär als Kreativzentrum.
Die Gegner aber riefen: „Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben!
Die Stadtverordneten stimmen mit großer Mehrheit für den Bau. Privaten Spender aus aller Welt und viele Prominente unterstützen den Wiederaufbau der Kirche.
Die Gegner rufen weiter: „Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben“.
Das Kirchenparlament, die Synode, stimmt mit großer Mehrheit für das Projekt des Wiederaufbaus.
Die Gegner rufen weiter: „Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben!“
Vorerst verzichtete die Stiftung auf die Wiederherstellung des Kirchenschiffs, also auf die halbe Kirche. Die Diskussion über das Kirchenschiff wurde vertagt. Im Turm und seinen Seitenflügeln wird ein Friedens- und Versöhnungszentrum der Kirche mit Tagungs- und Ausstellungsräumen geplant. Das Projekt ist also ein Friedenszentrum der ev. Kirche, die bis dato nicht durch die Glorifizierung von Krieg und Gewalt auffiel.
Die Gegner aber rufen unbeirrt weiter: „Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben!“
Was ist aus dieser Aufzählung zu schließen?
Diesen Gegnern entgegenzukommen führte zu keinerlei Reaktionsänderung. Während sich die Befürworter in ihrer Position ständig aufweichen lassen, und dadurch viele Spender verloren gehen, bleibt die andere Seite wie einbetoniert auf ihrem Standpunkt: „Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben.“
Wollen wir uns weiterhin von einer kleinen Gruppe ideologisch festgefahrener Kritikern vorführen lassen? Das ist kein Dialog! Das ist die Negierung aller guten Argumente für diesen wichtigen Bau unserer Stadt.
Deshalb kann man nur sagen:
Lasst uns endlich bauen / Fangen wir an!
Mitteschön, Potsdam den 29.10.2017 zum Tag des Baubeginns der Garnisonkirche.