Denkmalschutz ohne Bürger schadet unseren Denkmäler

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Plädoyer für eine Wiederaufstellung des Skulpturenschmucks des Potsdamer Stadtschlosses
Der Bau des Brandenburger Landtags im Gewand des Potsdamer Stadtschlosses ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Genau diese von den Bürgern so überdeutlich begrüßte Form war allerdings von den eigentlich Verantwortlichen niemals gewollt. Klarsichtig titelte die Tageszeitung „Die Welt“: „Das Schloss, das keiner wollte“.

Heute ist dieser Anblick allerdings eine Freude für die allermeisten Betrachter. Die Besucherzahlen des Landtagsgebäudes sprechen für sich. Das Gebäude wird nach wie vor vom Publikumsinteresse geradezu überrannt. Was ganz wesentlich überzeugt, ist das von Anfang an angestrebte und bis heute konsequent verfolgte Konzept, die zahlreich vorhandenen Originalteile der Stadtschlossfassaden zu retten und in die neue Struktur wieder einzufügen. Dazu gehören in ganz besonderem Maße die Attikafiguren. Dass diese existierten, war nie völlig aus dem städtischen Bewußtsein verschwunden.
Unmittelbar nach dem Ende der SED Diktatur begannen erste bürgerschaftliche Bergungsarbeiten. Vor Abriss und Sprengung erarbeiteten städtische Stellen und das Institut für Denkmalpflege einen Bergungsplan und die geretteten originalen Skulpturen und Spolien gelangten die die Verantwortung der Schlösser und Gärten.

In dem grundlegenden Landtagsbeschluss über die Wiedererrichtung der historischen Fassaden heißt es: „Die aufwändigen Teile der Attika und der vielgestaltige Figurenschmuck sollen über Spenden realisiert werden.“ Der Landtag bewies damit Sachverstand und betonte deutlich und von Anfang an: die Attikafiguren sind integraler Bestandteil, sie sind unauflöslicher und sinnstiftender Teil der nunmehrigen Landtagsfassaden. Kontinuierlich haben Verein und Bürgerinitiative sukzessive die Spendenmittel eingesammelt und nach und nach die Projektleitung der Restaurierung und Ergänzung der Originalteile auf fachlich sehr vorzeigbarem Niveau geleistet. Damit erfüllt man nachweislich die Rolle, die der grundlegende Beschluss der Bürgerschaft zugewiesen hatte. So gelang zunächst die Restaurierung der sinnstiftenden „Minerva“ vom östlichen Giebel, die derzeit im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zu sehen ist.

Nach und nach wurden die Kuppeltrophäen vom Fortunaportal ergänzt und wieder hergestellt. Von der vierten ist das Modell ebenfalls vollendet. Ein Spitzenwerk europäischer Bildhauerkunst des Hochbarock sind die Adlergruppen vom Galeriegeschoss des Fortunaportals, von denen ebenfalls ein Modell fertig ist.

Im September 2012 gelang die Fertigstellung der „Hygieia“, so dass jetzt mit der „Ariadne“ zwei der weiblichen Sitzfiguren von der Attika für ein Wiederaufsetzen bereit wären. Fertiggestellt ist die Figur „Krieger mit Lanze“

Am 24.4.2016 konnten dann nach einem schier unglaublichen, ärgerlichen und unfreundlichen Behördenmarathon endlich die beiden ersten Figuren aufgesetzt werden: Herkules und ein Jüngling kehrten an ihre ursprünglichen Standpunkte auf dem westlichen Kopfbau zum Alten Markt zurück.

Dem Stadtschlossverein, vor allem aber dem Bildhauer und Restaurator Andras Klein und einer kleinen Fachberatergruppe ist nun auch der Beweis gelungen, dass eine Komplettrekonstruktion nur nach Fotos und eben der fachlich bildhauerischen Exzellenz kongenial mit dem zerstörten Originals möglich ist. Der „Jüngling mit der Kapitolinischen Gans“ ist fertiggestellt. Die „Kapitolinischen Gänse“ haben der vom römischen Historiker Livius überlieferten Sage nach durch ihren Alarm, ihr Geschrei das schlafende Rom, die Regierung des Kapitols geweckt und das Gemeinwesen gerettet- eine, so gesehen „Allegorie“ der Wachsamkeit ist doch ein ausgezeichnetes Motto für einen Landtag.

Was nun die acht Potsdamer Attikafiguren anlangt, die 1966 nach Berlin ausgehliehen wurden und auf den Seitenflügeln des Hauptgebäudes der Humboldt Universität aufgestellt wurden, so sprachen sich allein an den beiden Eröffnungstagen des Brandenburger Landtags in einer Unterschriften-Aktion weit über 1000 Bürger aus; gerade die vielen unterzeichnenden Berliner konnten überhaupt nicht verstehen, warum diese Kunstwerke nicht an den Ort, für den sie geschaffen worden waren, zurück kommen sollen.

In der Tat lehnt die zuständige Berliner Stadtentwicklungsbehörde, der auch der Denkmalschutz unterstellt ist, die Rückgabe nach Potsdam aufgrund der dortigen „Fachmeinung“ ab. Dieser Meinung hat sich der Berliner Landesdenkmalrat 2012 angeschlossen. Mit der Begründung, – „dass der jetzige Standort eine wichtige Zeit- Schicht abbildet“
– dass „die Humboldt Universität nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Aufbewahrung der Skulpturen deren Erhaltung überhaupt erst ermöglicht hat“
– dass dies ein Akt der „Erbe-Pflege“ (sic!), der als Behördenakt an sich „selbst schützenswert ist“.

Abgesehen von der schwer verständlichen, teilweise inhaltsleeren „Neusprech“: Entscheidungen der untergeordneten Ministerialbürokratie sollen also „Denkmäler“ sein? Wenn nun Behördenakte zu Monumenten erklärt werden und Schutzstatus erhalten sollen, dann kippt selbst ein erweiterter Denkmalbegriff ins Absurde. 2014 bekräftigt derselbe Rat diese „Erbepflege“ mit der Behauptung, dass der „überwiegende Teil der „Skulpturen“ (wo diese herkamen wird nicht einmal erwähnt) zerstört worden seien. Schon das ist falsch.

Genauso unzutreffend ist die Behauptung, die Aufstellung der Skulpturen auf der Humboldt Universität sei „komponiert“.
Das ist sie eben nicht. Dieser Zustand ist das Ergebnis von Entscheidungen der Zeitgeschichte, letztlich von denkmalfernen Apparatschniks; von persönlichen Verquickungen und Bekanntschaften, Ergebnis der den Zeitzeugen nur allzu bekannten Nöten, Sorgen, ad-hoch-Entscheidungen, Zwängen und Improvisationen einer Mangelwirtschaft in der Diktatur.
Der Landesdenkmalrat Berlin verwehrt sich ferner gegen einen „erneuten Standortwechsel – diesmal ohne Not.“ (also eine Rückkehr der Skulpturen nach Potsdam). Das träfe „ein die Brüche des 20. Jahrhunderts wiederspiegelndes Gesamtdenkmal“. „Diesem Verlust (in Berlin) stünde eine Neuaufstellung der Attikafiguren gegenüber, eine Neuaufstellung, „die nicht an die historische Tradition anknüpfen könnte.“ Was, wenn nicht Tradition, soll es denn sonst sein, wenn die Skulpturen wieder an den Ort zurückkehren, für den sie geschaffen worden sind?

Das ist schon Behauptungsakrobatik, die weder begründet wird noch irgendwie nachzuvollziehen ist.
Es gibt ja in den Potsdamer und erst recht in den zuständigen Berliner Behörden eine umfängliche offizielle Akte, wie es zu dieser Ausleihe der Attikafiguren vom Potsdamer Stadtschloss für die Humboldt Universität zu Berlin kam.
Dort sind die beteiligten Personen verzeichnet, dort ist die damalige Situation genau zu rekonstruieren. Und dort kann man auch verifizieren, ob die heutige Argumentation der Berliner Behörde überzeugt. Warum wird das nicht öffentlich gemacht? Die Ausleihe von acht Attikafiguren vom Potsdamer Stadtschloss 1966 ist doch kein Staatsgeheimnis!

Sämtliche Grundsätze der modernen wissenschaftlichen Denkmalpflege, formuliert in den Weltweit und völkerrechtlich bindenden „Chartas“ (seit der Charta von Athen 1931 und der heute verbindlichen von Venedig 1964), reden klar und deutlich davon, dass die Zusammenführung von Originalteilen ausdrücklich Priorität hat. „ Werke der Bildhauerei (…), die integraler Bestandteil des Denkmals sind, dürfen nicht von ihm getrennt werden“

Hier aber gilt das nicht?
Diese Frage nach der Rückkehr der Potsdamer Leihgaben kann leider Weitungen haben.
Wie verlässlich ist denn eigentlich das Verhältnis von Leihgeber und Leihnehmer? Muss man fürchten, Leihgaben nicht zurückzubekommen, weil eine Landesbehörde neue Besitzverhältnisse konstruiert? Was passiert denn, wenn sich das herumspricht?

Leider verstärkt sich die Vermutung, dass es im Kern eigentlich gar nicht um die Rettung dieser Skulpturen geht – die Potsdamer Figuren sind in Berlin in einem lamentablen und gefährdeten Zustand. Weder die Humboldt-Universität noch die Berliner Denkmalpflege haben irgendeine Initiative ergriffen, um die überfällige Sicherung und den Schutz der Potsdamer Rokokostatuen auch nur anzuschieben. Lediglich die Rückkehr nach Potsdam soll verhindert werden mit einer nachgeschobenen „Fachmeinung“, in der kein Argument wirklich stichhaltiger ist als sein Gegenargument.

Denkt man die Position der Berliner Denkmalbehörde weiter, scheint es in Wirklichkeit um die Zementierung der Folgen des 2. Weltkrieges zu gehen. Diese durch den Krieg verursachten Zustände sind das eigentliche Denkmal.
Eine Debatte um die „Rückkehr der Denkmäler“ an ihren Ursprungsort und damit eine Teilkorrektur der städtebaulichen Fehler der Nachkriegszeit soll unbedingt vermieden werden.

Wenn solche weltanschaulich- ideologischen Fragen eine Rolle spielen sollten:
Das wäre ja dann rein destruktiv, denn wie sollen denn dann diese existenziell gefährdeten, originalen Kunstwerke des friderizianischen Rokoko jemals gerettet werden?
Die Potsdamer Bürger stehen jedenfalls bereit.
Allerdings nicht auf der Basis von ordre de Mufti Gebaren und schlicht nicht überzeugenden Behauptungen.

Aus Potsdam Life von Dr. Hans-Joachim Kuke

Verein Potsdamer Stadtschloss e.V.

Dann wäre die FH nicht gebaut worden…..

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Leserbrief in der PNN zum Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Make Potsdam schön again vom 9.4.2017.

„Der FH-Abriss ist ein Fehler“ vom 4. April und die anhaltende Debatte um die Potsdamer Mitte

Ich bin, wenn ich das in aller Bescheidenheit sagen darf, alter Potsdamer, seit 1953 mit Unterbrechungen und seit 1975 permanent in dieser Stadt lebend. Ich liebe diese, meine Stadt und habe seit den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts ihre architektonische Entwicklung mit großem Interesse verfolgt. Die Stadt war und ist auch heute noch eine der schönsten in Deutschland, dank ihrer geografischen Gegebenheiten, aber auch dank ihrer 200-jährigen städtebaulichen Entwicklung vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis in die 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts hinein. Gebaut und gestaltet während der Herrschaft mehr oder minder kluger preußischer Könige von äußerst talentierten Architekten und Baumeistern. Und deshalb fallen jährlich Hunderttausende oder sogar Millionen Touristen in die Stadt ein, um die weltberühmten Schlösser, Parks und sonstigen Sehenswürdigkeiten zu sehen und zu bestaunen.

Nun wurde ich aber in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eines Anderen belehrt. Was in der ferneren Vergangenheit gebaut und aus unterschiedlichsten Gründen teilweise verschwunden ist, war sowieso alles Mist, Fake, nur Kopien wirklich genialer Baumeister, um eine provinzielle Residenzstadt aufzumotzen. Die Villen (des 19. Jahrhunderts) natürlich „nicht so nobel wie ihre italienischen Vorbilder“, die Nikolaikirche, immerhin ein Bau von Persius und Schinkel, „brutal und kantig, aggressiv antibarocker Klassizismus“ und so weiter und so fort. Und nun das Schlimmste: „Das Stadtschloss ist ein Nachbau des frühen 21. Jahrhunderts. Der Barberini-Palast ist noch neuer.“ Ja, na und ? In 50 Jahren werden diese Rekonstruktionen ihre Patina angesetzt haben, so wie die wieder aufgebaute Altstadt von Warschau, der Campanile von San Marco in Venedig oder die Gebäude auf dem Römer und die Paulskirche in Frankfurt am Main. Schon jetzt entwickelt sich der fast völlig wieder aufgebaute Alte Markt zu einem zusätzlichen Touristen-Magneten in unserer Stadt.

„Und dann steht da, inmitten all der nachgemachten Fassaden, ein wirklich historischer Bau. Die Fachhochschule aus den frühen Siebzigern. … So leicht, und heiter, so modern und optimistisch!“ Da bin ich sprachlos. So habe ich dieses Gebäude noch nie gesehen, obwohl ich seit den 70er-Jahren fast täglich an ihm vorbeigegangen bin. Für mich ist dieses Gebäude ein stinknormaler DDR-Bau und auf alle Fälle kein adäquater Ersatz für das, was dort in den Zeiten davor stand und was einmal dort stehen wird, wenn er in diesem Jahr verschwindet. Nicht einmal die Materialität war besonders: alles billiger Beton, nicht einmal glatter Gips …

Nun zur nächsten These der Autoren: „Es sind der aus Westdeutschland stammende Bürgermeister und ein paar sehr wohlhabende, ebenfalls aus dem Westen zugezogene Neu-Potsdamer, die hier ihre Vorstellung von einem preußischen Arkadien durchkämpfen, eine Vorstellung, die ihre Wurzeln im biederen westdeutschen Wendehammer-Dasein hat,…“ Das ist die Behauptung der Verfasser dieses Artikels, die nur so vor Arroganz trotzt. Denn eine Diskussion um die 1945 zerstörte Stadtmitte gab es schon von Anfang an. Es gab auch gute Ansätze beim Wiederaufbau in den 50er-Jahren. Aber dann wurde es ideologisch. Unter dem Motto „Weg mit dem alten Preußen, wir bauen eine sozialistische Bezirksstadt“ wurden die als Ruinen vorhandenen, aber durchaus wiederaufbaufähigen, stadtbildprägenden Bauwerke wie Stadtschloss, Garnisonkirche und repräsentative Bürgerhäuser gesprengt. Der größere Teil der unzerstörten innerstädtischen Bausubstanz wurde bis in die 80er-Jahre hinein dem Verfall preisgegeben. Die auch damals interessierte Potsdamer Bevölkerung wurde logischerweise nicht in diese Prozesse einbezogen. Wenn das geschehen wäre, würden wir heute nicht über den Abriss der Fachhochschule diskutieren. Dann wäre sie erst gar nicht gebaut worden. Die, die damals offen protestierten, wurden drangsaliert und mundtot gemacht. Und dann wurden in die entstehenden Brachen solche Klötze wie die Fachhochschule, der Staudenhof, das Rechenzentrum und einige andere Gebäude, die glücklicherweise schon wieder verschwunden sind, gesetzt. Es waren dann bereits 1990 die Potsdamer Bürger, die über ihre erstmals frei gewählte Stadtverordnetenversammlung einen Beschluss zur Behebung der schlimmsten städtebaulichen Sünden und zur weitestgehenden Annäherung der Potsdamer Mitte an die historische Stadtstruktur fasste.

Wolfram Maede, Potsdam

Rettet die Moderne.

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Rekonstruktion versus Erhaltung

Vortrag von Prof. Dr. Peter Stephan der Potsdam School of Architecture, den er am 3. Juni 2016 anlässlich des Berliner Symposiums „Dresden Potsdam Frankfurt. Die Renaissance der Altstädte in Deutschland“, veranstaltet vom Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin e. V., gehalten hat

Die Diskussion um den Abriss von Nachkriegsbauten wie dem Technischen Rathaus in Frankfurt am Main, dem Polizeipräsidium in Dresden oder der Alten Fachhochschule in Potsdam zugunsten einer Wiederherstellung der historischen Stadttextur und einiger Leitbauten wurde und wird mit einer großen Emotionalität und verbalen Schärfe geführt.

Diese Schärfe hat nicht nur lokalspezifische Gründe. Ungeachtet der jeweils örtlichen ökonomischen, politischen und sozialen Gesichtspunkte geht es um eine ganz grundsätzliche Frage:

Um die Frage nach unserem Verhältnis zur Geschichte und nach unserer Haltung zu moderner Architektur.

Wer kontrolliert die Einhaltung des Leitbautenkonzeptes ?!

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Die Stadt Potsdam hat für die SVV-Versammlung am 7.12.2016 den Beschlussantrag Potsdamer Mitte, Anpassung der DS 16/SVV/0269 zur Konkretisierung des Leitbautenkonzepts für die Blöcke III und IV mit wesentlichen Änderungsvorschlägen der Verfahrensgrundsätze gestellt.

Nachdem aus rund 30 historischen Parzellen auf dem Areal der FH in einer ersten Überarbeitung 2015 schon 18 Baufelder geworden waren droht nun die Gefahr, durch weitere Zusammenlegung von Baufeldern und die Möglichkeit bis zu drei Baufelder zugleich zu erwerben, das Konzept einer kleinteiligen, parzellierten und nutzungsgemischten Innenstadt nicht mehr eingehalten zu werden. Das Ziel eine maximale Anzahl von Geschoßwohnungen zu errichten kann dazu führen, dass die Einzelparzellen entweder immer weniger architektonisch ablesbar werden oder – wie zurecht bei Wiederaufbauprojekten andernorts kritisiert – die Einzelfassaden neuen Großwohnanlagen nur vorgeblendet werden. Das ursprüngliche Ziel der Potsdamer Mitte, wie es die SVV mit dem Leitbautenkonzept beschlossen hat, ginge damit verloren.

Zudem können die im Leitbautenkonzept festgeschriebenen historischen Zitate über die Leitfassaden hinaus nurmehr „zeitgenössisch interpretiert“ werden. Wie das aussieht, können wir beim Ensiedler als Sparkasse oder der Alten Post als Volksbank sehen – Bezüge zu den Originalen sind kaum noch erkennbar. Die Leitfassaden leiten nichts mehr an, sondern verkommen zu Einzelstücken, Kuriositäten in einer Menge zeitgenössicher Architektur. Mit dem ursprünglichen Leitbautenkonzept würde dies nichts mehr zu tun haben, auch weil es mit dem Museum Barberini nur noch einen Leitbau gibt. An den Zielen des Leitbautenkonzeptes muss sich aber jeder Bieter halten!

Die neue veränderte Beschlussvorlage versucht der politische Gemengelage, die in unserer Stadt herrscht, gerecht zu werden. Auch wir begrüßen das Bestreben um Wohnungen, die sich auch ein Normalbürger leisten kann. Nun sind Veränderungen getroffen worden, die unterm Strich das Gleiche erreichen sollen wie vordem, die aber gleichwohl viel bewirken können. Zum Guten wie zum Schlechten.

Die Frage ist, wie kann man solch ein Verfahren kontrollieren?

Die gute Absicht ist klar:
Beibehaltung der Kleinteiligkeit! Die Grundstückspässe werden nur für die Bautiefe verändert, um mehr Wohnraum zu schaffen. Verdichtung in den Innenhöfen, angestrebte straßenseitige Vielfalt durch unterschiedliche Architektenbüros. Es wird aber jetzt, und das ist neu, in größerer Grundstücksmenge an einen Investor vergeben. Ansonsten will man das Leitbautenkonzept – Zitat – zwingend einhalten ohne Einschränkungen!!!

Wir hoffen das sehr und zählen darauf!
Nun wissen wir aber, wie weit Vorgaben in letzter Zeit durchgesetzt worden sind. Wir sind nicht blauäugig. Auch die Genossenschaften müssen wirtschaftlich arbeiten und sind natürlich bestrebt kostengünstig zu bauen, was zu kostenminimierenden Maßnahmen führt. Kleinteiligkeit ist teurer, als in größeren Einheiten zu bauen.

Daher weisen wir noch einmal daraufhin, dass das Verfahren mit den Leitlinien aus dem Leitbautenkonzept und den Gebäudepässen keine rechtsverbindlichen Vorgaben für die zukünftigen Bauherren sind, wie das bei einer von Mitteschön geforderten Gestaltungssatzung für die Potsdamer Innenstadt der Fall sein würde.

Es hängt jetzt von vielen einzelnen Faktoren ab, ob dieses Leitbautenkonzept gelingt.

Wir fordern, dass die weitere Innenstadtentwicklung mit größtmöglicher Transparenz geführt wird und erwarten, dass die Potsdamer Wohnbaugenossenschaften sich ihrer Verantwortung für eine qualitätsvolle und vielfältige Architektur beim Wiederaufbau der Potsdamer Mitte bewusst sind.

Bei allen Bemühungen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, müssen die gestalterischen Vorgaben des Leitbautenkonzeptes und die Kleinteiligkeit eingehalten werden.