Was da entsteht, kann für Potsdam historisch und touristisch von großer Bedeutung sein. Ein neues Wahrzeichen fern der vielen Schlösser der Schlösser-Stiftung. Doch es gibt auch Widerstand zum Projekt „Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam“. Weshalb das so ist und wie es nun weitergeht, habe ich in einem Gespräch mit Wieland Eschenburg, Kommunikationsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, und Ulrich Zimmermann, Bürgerinitiative Mitteschön, erfahren.
Tabea Gutschmidt in Westblick,
Ausgabe 14, Oktober 2021, Newsletter des CDU-Stadtbezirksverbands Potsdam West
Herr Zimmermann, zum Einstieg für unsere Leser: Warum setzt sich die Bürgerinitiative Mitteschön so vehement für den Wiederaufbau der Garnisonkirche ein?
Zimmermann: Mitteschön setzt sich seit 2006 für die Wiedergewinnung der historischen Mitte in Potsdam ein. Dazu gehört neben dem Stadtschloss, Barberini und der Wohnblöcken am Markt eben auch die Garnisonkirche. Bei der vollkommenen Umsetzung des Leitbautenkonzeptes halten wir dieses Projekt aus städtebaulicher Sicht für immens wichtig und setzen uns deshalb gern dafür ein.
Und wie sieht Ihre Arbeit dazu ganz praktisch aus?
Zimmermann: Wir leisten eine starke Öffentlichkeitsarbeit und halten dagegen, wenn Unwahrheiten über die sozialen Medien verbreitet werden. Wir unterstützen die Stiftung, die Nagelkreuzgemeinde sowie die Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche bis dahin, dass wir die Stiftung bei den Diskussionen zum Rechenzentrum stützen. Zugleich bemühen wir uns sehr intensiv für den Bau des neuen Kreativzentrums, welches mit der Kirche eine Einheit als entstehende Kulturmeile bilden kann. Hier gibt es viel zu tun und da arbeiten wir Hand in Hand mit der Stiftung. Hier können wir auch mit unseren Netzwerken, wie Bauingenieuren, Architekten oder Baurechtlern, fachliche Unterstützung leisten.
Eschenburg: Ich sehe Mitteschön als ein Glück für diese Stadt. Der erste Maßstab, der zum Umgang mit der Stadtgestaltung nach der friedlichen Revolution gesetzt wurde, war der Beschluss zur behutsamen Wiederannäherung zum historischen Stadtgrundriss (1990). Damals war ich Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung. Ziel des Beschlusses war, dass die Komposition Potsdams, die gerade innerhalb der Linien der alten Stadtmauer noch wunderbar erkennbar ist, nicht weiter zerstört wird. Sie sollte vielmehr an die historische Gestaltung in Grundriss und Bauhöhen wieder angenähert werden. Und genau das macht Mitteschön immer wieder deutlich und in seinen Aktivitäten sichtbar.
Zimmermann: Ich bin seit 2000 Potsdamer und dieser Beschluss und das Engagement der Bürger zur Umsetzung des Beschlusses hat mich unwahrscheinlich bewegt und zeigt, wie das Engagement der Bürger unserer Stadt ist. Denn ehrlich gesagt hatten die Menschen 1990 wirklich andere Probleme, als der Frage nachzugehen, wie diese Stadt einmal aussehen soll. Es geht eben nicht darum, der Stadt irgendwelche „barocken Gebäude“ wieder-zugeben. Das entscheidende ist die historische Stadtstruktur, die letztlich diese schöne Stadt ausmacht. Der Beschluss von 1990 ist bis heute immer wieder von der Stadt durch neue Beschlüsse untersetzt worden. Der letzte ist das Leitbautenkonzept mit konkreten Bauten, keine vollständige Rekonstruktion der Gebäude, sondern der Fassaden, die aber im Stadtbild eine ganz wichtige Funktion übernehmen.
Eschenburg: Ich vergleiche das immer mit einem Gemälde. In einem alten Rembrandt würde man bei der Rekonstruktion von Fehlstellen auch nicht im Modern-Art-Stil hineinmalen. So ist es eben mit der barocken Stadt-gestaltung in Potsdam. Es fährt ja auch niemand nach Italien, um sich die tollen Neubaugebiete anzusehen. Es sind doch die historischen Stadtkerne, die die Menschen anziehen.
Ganz persönlich habe ich drei Beweggründe: Über den einen haben wir gerade gesprochen. Der zweite ist: Ich habe als Kind in Rostock, vom Dach unseres Wohnhauses, auf das mich meine Eltern mitgenommen haben, miterlebt, wie die kath. Kirche gesprengt wurde. Ich fand es so unglaublich, dass eine intakte Kirche, in die die Menschen sonntags zu Gottesdiensten gingen, angeblich für eine „notwendige“ Straßenführung gesprengt wurde. Die ganze Dimension dessen wurde mir erst mit dem Erwachsenwerden klar.
Und der dritte Grund ist der zentrale, dass wir die Verantwortung haben, für die Generation, die nach uns kommt, Geschichte so erlebbar zu machen, dass jeder sich von alleine fragt, was und warum etwas hier passiert ist. Günther Jauch sagte dazu den klaren Satz: „Wo nichts ist, wird auch nach nichts gefragt.“ Und auch wir sitzen jetzt hier und sprechen über den Bau und seine Geschichte, eben weil der Turm wieder aufgebaut wird. Diesen Wiederaufbau dann mit Inhalt, mit pädagogischen und mit Ausstellungskonzepten zu füllen, das ist ja das, was den Wert des Projektes letztlich ausmacht. Nur eine Hülle hinzustellen, wäre zu wenig. Das ginge dann wirklich in Richtung Disneyland. Diese Hülle mit Inhalt zu füllen, ist unsere verantwortungsvolle Aufgabe, so dass auch noch in 50 oder in 100 Jahren darüber gesprochen wird und die Menschen sagen: Gut, dass wir hier in die Geschichte inklusive auch der schmerzlichen, fehl-geleiteten Entscheidungen der Menschen, aber auch der vielen guten Erinnerungen an Momente in diesem Gebäude, eintauchen dürfen.
Zimmermann: Das ist ja auch das Konzept der Stiftung: „Geschichte erinnern, Verantwortung lernen und Versöhnung leben“. Dabei halte ich den Gegnern vor, dass sie immer nur fordern, der Bau müsse weg, er sei nur ein Symbol. Ich persönlich respektiere, wenn jemand sagt, er empfinde die Kirche als ein Symbol aus der Nazi-Zeit. Was ich nicht respektiere ist, wenn Lügen verbreitet werden oder, wenn behauptet wird, die Kirche sei eine Wallfahrtsstätte für rechte Gruppierungen. Dagegen verwehre ich mich. Dieser Wiederaufbau zeigt, welche Kraft darin steckt, hier Versöhnung und Geschichte zu leben und zu diskutieren. Sie sehen es überall. Dort wo Rekonstruktionen in Deutschland entstanden sind, waren sie am Anfang unglaublichem Widerstand ausgesetzt, selbst bei der Frauenkirche in Dresden.
Empfanden Sie die Entscheidung, die Kreativen als Übergangslösung 2015 in das marode Rechenzentrum einziehen zu lassen, im Nachgang als richtig?
Eschenburg: Bis zu dem Moment, als das Rechenzentrum 2015 als Übergangslösung für die Kunst-Kreativen zur Verfügung gestellt wurde, gab es überhaupt keinen Ansatz zum Erhalt des Gebäudes, denn der Abriss ist im B-Plan beschlossene Planungsgrundlage. Die Mensa, die rundum gebaut war, ist ja schon vor Jahren abgerissen worden. Der ergänzende Abriss des Rechenzentrums stand überhaupt nicht zur Diskussion. Der Abriss der ehemaligen Rechnerhalle hat auch niemanden bekümmert.
Jetzt ist die Situation aufgeladen durch die inhaltliche Nutzung. Man muss sagen, dass sich die Stadt von 2015-2018 nicht um die versprochene Alternative für die provisorische Nutzung gekümmert hat. Damit ist natürlich die Angst unter den Kreativen gewachsen, aus dem Gebäude rauszumüssen, ohne etwas Neues zu haben. Inzwischen liegt die Beschlusslage zur Entwicklung des Kreativquartiers vor, was wunderbar ist und wo man sagen muss, die Stadtpolitik hat Wort gehalten. Die Stiftung hat dann gesagt: Ok, hier wird eine Alternative geschaffen, dann wollen wir natürlich nicht diejenigen sein, die euch jetzt hier rausschmeißen, denn das ist für den Turmbau auch noch nicht nötig.
Natürlich wollen wir aber auch, dass die bestehende Beschlussfassung, wie der B-Plan und die Verträge, die mit der Stadt geschlossen wurden, eingehalten werden. So kann es einen ganz wunderbar fließenden Übergang geben. Ende 2023 soll das Kreativquartier fertig sein, zumindest schon in dem Flächenumfang, dass all diejenigen, die aktuell Mieter im Rechenzentrum sind, in die Ersatzbauten umziehen können.
Insofern war die Entscheidung 2015 richtig. Unverantwortlich ist, dass die Klarheit der Vertragsbindung zur Alternativlösung immer wieder verwässert wird und Überlegungen dahingehend angestellt werden, es ginge vielleicht doch ganz anders. Es besteht eine vertraglich bindende Regelung zwischen Stadt, Sanierungsträger und uns als Stiftung, dass der Teil, der auf unserem Grundstück steht, Ende 2023 abgerissen wird. In den Papieren steht, dass das ganze Gebäude wegkommt. Das entspricht der städtischen Beschlusslage. Die Nutzung ist aktuell nur dank einer bauaufsichtlichen Duldung möglich, die Ende 2023 ausläuft und keine Verlängerungs-option beinhaltet. Selbst wenn hier jemand noch einen Teil sanieren möchte, dann müssen alle Künstler für mind. zwei Jahre raus. Kein Bauherr baut oder saniert, wenn das Haus noch bewohnt ist. Genau das wird aber in der aktuellen Diskussion gern suggeriert.
Ist die derzeitige Vertragslage so klar, dass hier 2023 alle raus müssen oder kann das rot-rot-grüne Stadtparlament hier noch anders entscheiden?
Zimmermann: Die Vertragslage ist eindeutig und ganz klar, dass das dann abgerissen werden muss. Was ich der Politik, respektive dem OB, immer wieder vorhalte, ist, dass hier suggeriert wird, dass ein Teil erhalten werden kann. Es wird interessanterweise ein „Design-Thinking-Prozess“ für das Rechenzentrum ins Leben gerufen, statt sich intensiv mit dem Kirchenschiff und dem Kunst- und Kreativ-Quartier auseinanderzusetzen.
Auch in der politischen Diskussion wird über Erhalt diskutiert, aber nie darüber, dass „Ersatzbauten“ vertraglich festgelegt sind. Diese Ersatzbauten sollen 2023 fertiggestellt sein – mit 60 % mehr Kapazitäten und zu einem
Kalt-Mietpreis von 9,00 Euro pro Quadratmeter mit vertraglicher Mietpreisbindung auf 20 Jahre. Ich möchte mal den Politiker sehen, der sagt, ich zahle das. Nicht nur zwei Jahre darüber hinaus, sondern auch die Sanierung selbst. Selbst wenn sie nur eine Teilsanierung machen, dann haben sie weniger Mieteinnahmen. Wer soll das denn alles bezahlen? Das ist doch durchgerechnet worden von der ProPotsdam. Das wäre utopisch und politischer Irrsinn. Deshalb ist es auch so gefährlich, wenn da immer wieder gezündelt wird und Träumereien versprochen werden. Die Entscheidung vom damaligen OB Jacobs aus dem Jahr 2015, die Künstler in das Rechenzentrum zu holen, war in Ordnung, zumal sie ja aus dem Brauhausberg raus mussten und keine Bleibe hatten. Aber heute wird dieses Thema Rechenzentrum oder Wiederaufbau Garnisonkirche von verschiedenen Politikern genutzt, um ihre Leute zu mobilisieren. Leider gelingt es uns von Mitteschön noch nicht im selben Maße, unsere Anhänger zu mobilisieren. So werden Lügen verbreitet, es sei eine Kirche für und von Rechten und Veranstaltungen rechter Gesinnung geplant. Hier dagegenzuhalten ist unglaublich schwer. Die Kirche wird ein Ort der Versöhnung; hier engagieren sich viele Bürgerinnen und Bürger Potsdams. Diese als rechts zu diskreditieren, ist geschmacklos.
Die ursprünglichen Pläne beinhalten den Wiederaufbau der gesamten Kirche. Warum wird das Kirchenschiff derzeit so kontrovers von beiden Vereinen diskutiert?
Eschenburg: Wir als Stiftung sind derzeit dabei, den ersten Bauabschnitt zu realisieren, den Kirchturm. In allen Planungen, die Sie bei uns lesen können, ist „Bauabschnitt 1“ der Turm und „Bauabschnitt 2“ das Schiff. Abschnitt 1 ist noch nicht fertig und noch nicht final finanziert. Wir müssen aus privaten Geldern noch rund 4 Mio. Euro sammeln, für Läuteglocken, Glockenspiel und bauliche Schmuckelemente. Solange das nicht im Topf ist, machen wir einen großen Fehler, wenn wir uns davon ablenken lassen, uns schon auf den nächsten Bauabschnitt zu bewegen. Damit würden wir selbst den Eindruck vermitteln, der Turm sei bereits fertig. Das ist er aber nicht. Wir haben hier noch riesigen Handlungs- und Spendenbedarf. Das zweite ist, dass wir den Betrieb, die Nutzung für diese 1.200m² Nutzfläche im Turm, die durchdefiniert ist, auch ohne institutionelle Förderung gewährleisten können und müssen. Für das Schiff gibt es noch keine Nutzungskonzeption im gesamtstädtischen Konsens. Es gibt viele Ideen, die wir als Idee gut nachvollziehen können. Europäisches Bildungszentrum, Lernort der Demokratie, Konzert- und Kongressnutzung. Mitteschön unterstützt die Idee der Europakirche. Wir sind als Stiftung eine kleine Mannschaft und unsere Aufgabe ist der Turm. Wenn für das Schiff ein inhaltlicher Konsens gefunden ist – denn wir brauchen keinen zusätzlichen Gottesdienstraum in der Stadt – dann kann man über das Schiff nachdenken. Wir sagen: Erst der Turm, das Schiff läuft uns ja nicht weg. Das Einzige was weg muss, ist das Rechenzentrum. Wenn der Turm fertig ist, dann wird auch automatisch über das Schiff gesprochen werden, denn erst dann wird die volle Schönheit und die Nutzung des Turmes sicht- und erlebbar werden.
Widerspricht das nicht gerade der aktuellen Diskussion um das Kirchenschiff? Müsste nicht gerade jetzt ein klares Bekenntnis der Stiftung zum Schiff kommen, damit die Gegner nicht ihre Ideen ideologisch vorantreiben können?
Eschenburg: Nein, wir wollen nur die vernünftige Schrittfolge einhalten. Wir dürfen uns nicht verzetteln. Wir sind als Stiftung mit in den Design-Thinking-Prozess eingestiegen, weil wir uns natürlich – im Rahmen unserer Möglichkeiten – auch um nächste Schritte und Konzepte kümmern aber die Konzentration, die wir im Moment leben, ist einfach ganz klar der Turm.
Wann wird dann das Schiff kommen können?
Zimmermann: Das wird noch ein wenig dauern. Wir setzten die Akzente als Mitteschön etwas anders. Zunächst muss man aber konstatieren, dass es eine unglaubliche Leistung ist, dass dieser Turm nun schon so weit vorangeschritten ist. Noch vor zehn Jahren haben wir gedacht: Na, wird das was? Und heute hat uns dieses Engagement aus der Bürgerschaft noch einmal einen Anschub gegeben. Aber es ist auch eines klar, wir reden über den Wiederaufbau einer Garnisonkirche und nicht über den Aufbau eines Turms. Ausschlaggebend ist letztlich das Kirchenschiff. Hier ist also ganz entscheidend, für das Kirchenschiff ein Nutzungskonzept zu finden, denn wie Herr Eschenburg schon erwähnte, ist eine weitere Kirche als Nutzung „Gottesdienst“ allein nicht nötig. Wir als Mitteschön verstehen die Stiftung, dass sie sich mit ihren Ressourcen dem Turm widmet. Aber aus der Bürgerschaft heraus werden wir eine Initiative starten, um uns um ein Nutzungskonzept zu kümmern. Das ganze Problem, was wir derzeit sehen, ist doch, dass mittlerweile jeder mit einem Nutzungskonzept ankommt, teilweise ohne, dass das Kirchenschiff geplant wird und die Originalpläne des Schiffes somit torpediert werden. Leerer Stadtplatz, Garten der Opfervölker bis hin zur Vergrößerung des Rechenzentrums hinter dem Turm. Solche Diskussionen frustrieren unwahrscheinlich die Wiederaufbaubefürworter. Wenn hier von der Stiftung nur gesagt wird, wir müssen uns um den Turm kümmern, geht das nicht. Da entsteht ein Vakuum und dieses Vakuum ist nicht nur schädlich für den Weiterbau, sondern auch für die Nutzung als solche.
Von allen Konzepten unterscheidet uns auch, dass wir als einzige das größtmögliche Original wieder herstellen zu wollen; So wird der Turm außen original gestaltet und innen der neuen Nutzung angepasst. Das ist es doch, was die Geschichte ausmacht. Hier wollen wir die Stiftung tatkräftig unterstützen und werden positive Vorschläge bringen, die dem Satzungszweck entsprechen (Wiederaufbau Garnisonkirche). Wir erwarten aber auch von der Stiftung, dass sie sagt: Ja, wir bauen weiter. Das kann nicht ein Projekt der folgenden Generationen sein. Die Planungen allein für den Turm haben ca. 20 Jahre gedauert. Hier wurde das Kirchenschiff vom Architekten gleich eingeplant. Aber es gibt noch kein Nutzungskonzept. Wir als Mitteschön haben jetzt einen ersten Aufschlag gemacht, als Europakirche, die auf drei Säulen beruht. Kirchliche Nutzung, kulturelle Nutzung und europäische Begegnungsstätte für wichtige gesellschaftliche und politische Themen im Sinne der Völkerverständigung und nebenan das moderne Kunst- und Kreativ-Quartier.
Nicht nur inhaltlich ein extremer Mehrwert für Potsdam, sondern auch architektonisch ein Hingucker. Die historische Kirche neben dem modernen Quartier am Langen Stall. Mit unserem Konzept der Europakirche haben wir auch schon viele gute Erfahrungen bei den Bürgern machen dürfen. Die Idee stößt auf offene Ohren. Wir wollen mit unseren Plänen ganz klar die Stiftung unterstützen, sind aber nicht der Auffassung, bis 2023 abzuwarten was passiert. Stattdessen sollten schon jetzt Ideen und Pläne vorgelegt werden, damit 2023 Dinge bewegt werden. Das Konzept Turm darf nicht im Wiederspruch zum Schiff stehen.
Welche Erwartungshaltung haben Sie gegenüber der Politik?
Eschenburg: Zunächst einmal sage ich Danke, denn auch der Turm wäre in dieser Form nicht möglich, hätte insbesondere der Bund in seinem Haushalt nicht die finanziellen Mittel dafür bereitgestellt. Ich erwarte aber von den politischen Vertretern, die dieses Vorhaben mit Skepsis betrachten, dass sie diese Vorbehalte mit uns diskutieren und sich vor Ort ein Bild machen. Wir merken immer wieder, dass das, was wir tun, noch immer nicht in allen Köpfen angekommen ist. Unsere Türen stehen immer offen.
Zimmermann: Ich wünsche mir von der Politik Unterstützung, dass diejenigen, die sich politisch engagieren, zum Beispiel der Bundespräsident als Schirmherr, sich auch mal öffentlich zur Kirche positioniert. Das gilt auch für Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert als Kuratoriumsmitglied. Wo ein Wahrzeichen der Stadt errichtet wird, sollte er sich dazu offen bekennen und nicht irgendwelche Liebeserklärungen zum Rechenzentrum abgeben. Ich habe noch nie eine öffentliche positive Äußerung unseres Oberbürgermeisters zum Wiederaufbau der Garnisonkirche gehört und das, obwohl es das Wahrzeichen der Stadt werden wird.
Fakten:
Garnisonkirche
✓ Ersatzbau Kunst und Kreativzentrum
✓ 60 % mehr Kapazität
✓ 9,00 Euro Kaltmiete im Grundbuch für 20 Jahre festgelegt und verbrieft
✓ Kirchenschiff bietet Platz für Veranstaltungen von 1.900 Besuchern,
mehr als doppelt so groß, wie der Nikolaisaal
(zum Vergleich: der Berliner Dom bietet Platz für 1.390 Besucher)
✓ Kirche beherbergt neben einer historischen Ausstellung eine Kapelle
für bis zu 100 Gottesdienstbesucher und Seminarräume für Unternehmen
und andere Veranstalter
✓ Kirchturm höchste Aussichtsplattform Potsdams,
mit Fahrstuhl, behindertengerecht erreichbar
✓ Kirchturm wird 50% Erdwärme und 50% Fernwärme beheizt
✓ Kirche komplett behindertengerecht aufgebaut
✓ Ziel ist es, das Schiff gemeinsam mit dem Kreativ Quartier
vollkommen klimaneutral zu bauen
Rechenzentrum
• bauaufsichtliche Duldung bis Ende 2023 festgeschrieben.
• Als Bürogebäude konzipiert, keine feuerwehrrechtlichen Grundlagen
für andere Nutzung
• Kosten Sanierung 15 Millionen
• Kostenplan der ProPotsdam zu Baukosten und Mieteinnahmen erstellt
und als nicht rentabel bewertet.
• Fördermittel für den Abriss des gesamten Areals sind bereits geflossen
und teilweise eingesetzt.
• diese sind zweckgebunden – Bei Nichtverwendung Rückzahlung