Und wieder einmal kommen aus verschiedenen Ecken Vorschläge zum Erhalt des Rechenzentrums,
obwohl die SVV gerade die Anhandvergabe des Kunst- und KreativQuartiers am Langen Stall als Ersatzbau
für die Künstler an den Bieter Glockenweiß GmbH beschlossen hat.
Ja, es wird so getan, als wenn es das KKQ Projekt gar nicht existiert!
Nach der Anhörung im Hauptausschuss zum Kirchenschiff versteigt sich der Oberbürgermeister Mike Schubert sogar in seinem Vorschlag zur Weiterentwicklung des Quartiers in der Behauptung: Ziel müsse der Erhalt des Rechenzentrums sein.
Deshalb wollen wir zu den Träumereien eines Erhalts des abbruchreifen Rechenzentrums mal die Fakten gegenüberstellen.
TEIL I: Rechtliche Problematik:
Dem gesamten Quartier mit Plantage Garnisonkirche und ehemalige Feuerwehrwache liegt der
Bebauungsplan Nr. 1 „ Neuer Markt/Plantage“ aus 2014/2015 zugrunde.
Anlass und Ziel des Bebauungsplanes Nr. 1 ist eine durchgreifende städtebaulich-nutzungsstrukturelle Neuordnung im Sinne der Wahrung und Wiedergewinnung des historischen Stadtgrundrisses im Planungsgebiet. Dementsprechend Abriss und Beseitigung des DDR-Rechenzentrums und Wiederaufbau der Garnisonkirche mit Turm und Kirchenschiff.
Somit sind Abweichung von den Festlegungen des Bebauungsplanes nach § 31 Bau-Gesetzbuch nicht möglich,
weil ein wie auch immer gearteter Erhalt des RZ diesem Planungsziel entgegenstehen würde.
Es bliebe nur eine Änderung des Bebauungsplanes, über die es mit Sicherheit aufgrund von Einsprüchen und Einlegen von Rechtmitteln der Nachbarn zu erheblichen Zeitverzögerungen der Neubebauung des gesamten Quartieres, nicht nur des Rechenzentrums, kommen würde. Die langjährigen gerichtlichen Auseinandersetzungen um den Bebauungsplan Uferweg Griebnitzsee lassen grüßen!
Hinzu kommen die Verpflichtungen der Stadt aus dem Vertrag mit der Stiftung Garnisonkirche über den Erhalt des RZ, bei dem nach langen und gründlichen Diskussionen in Potsdam parteiübergreifend der Kompromiss errungen worden war, dass Künstler und Kreative das abbruchreife RZ für über acht Jahre zu Sonderkonditionen als Übergangsquartier nutzen können.
Nicht zu vergessen die Subventionen von bisher knapp 1.000.000 € aus dem Haushalt der LHP, um das RZ
bau- und brandschutztechnisch nur funktionserhaltend zu ertüchtigen. Das wird auch noch nicht das Ende bis 2023 sein!
Auch diese Idee, das Gebäude eines sanierten RZ auf den städtischen Grundstücksteil zu beschränken und das Grundstück der Stiftung gewissermaßen herauszuschneiden, ist immer wieder an die Stadt herangetragen worden – leider in Unkenntnis der Abstandsflächen bzw. der Feuerwehrumfahrten, die bauordnungsrechtlich hier zu beachten sind.
Und auch nicht zu vergessen, der Stadtkanal, dessen Weiterbau der Teil des RZ an der Dortustraße im Wege steht.
TEIL II: Wirtschaftlichkeit und Verschwendung von Steuergeldern
Selbst wenn nach vielen Jahren der Bebauungsplan geändert worden würde, bleibt da noch die Frage der Wirtschaftlichkeit des Erhalts und der notwendigen Sanierung des RZ gegenüber der Alternative als zweiter Teil des Kompromisses, dass ein neues Kunst- und KreativQuartier direkt östlich der Garnisonkirche hinter dem Portal des Langen Stalls auf dem Areal der Alten Feuerwache entstehen soll.
Für beide Varianten gibt es inzwischen verlässliche Zahlen:
- Gutachten von der Berliner Belius GmbH im Auftrag der Pro Potsdam GmbH, die für einen Kompletterhalt des RZ, der aus den obengenannten rechtlichen Gründen nur theoretisch möglich ist, Sanierungskosten von 10,65 Mio. € errechnet hat.
Sanierung würde auch immer bedeuten, dass man zumindest übergangsweise Räume für die Künstler und Kreativen benötigen würde, denn eine Sanierung des DDR-Baus bei laufendem Betrieb wäre vermutlich nur sehr eingeschränkt möglich.
Die Kaltmiete vor Ort würde bei einem theoretischen Kompletterhalt des RZ auf Werte zwischen 10,27 bis 12,63 Euro pro Quadratmeter steigen. Dem Erhalt müsste die Stiftung Garnisonkirche aber zustimmen.
Ein teilweiser Rückbau würde je nach Variante zwischen 7,3 und 8,7 Mio. € Sanierung kosten, aber zur Deckung dieser geschätzten Kosten mit weniger vermietbarer Fläche eine deutliche Steigerung der Nettokaltmiete auf 15 € bis 24 € pro Quadratmeter bedeuten.
2. Bau des KKQ durch den privaten Investor Glockenweiß GmbH, der am
29. Januar 2020 mit Mehrheitsbeschluss die Anhandvergabe des
Grundstückes für sein Angebot eines „Creative Villages“ als KKQ mit
einer Nutzfläche für die Künstler und Kreativen von 7.640 m² anstelle
der heutigen 5.000 m² Nutzfläche im RZ.
Dafür muss Glockenweiß bei endgültigem Zuschlag ein Kaufpreis für
das Grundstück von 10,35 Mio. € an die Stadt zahlen!
Dieser Grundstückspreis errechnet sich auf Grund eines Festpreises
von 488 €/m² bebaubarer Geschossfläche von 21.200 m².
Dieser Festpreis für das Grundstück ist vorgegeben und
subventioniert die Nettokaltmiete von 9,00 €/m², die für 20 Jahre
garantiert ist und die im Grundbuch abgesichert wird.
Im Vergleich der beiden Varianten zeigt sich:
Der Erhalt und die notwendige Sanierung des Rechenzentrums
kostet der Stadt mindesten 10,65 Mio. €.
Der Neubau eines Kunst- und KreativQuartiers mit Nutzung durch die Künstler und Kreativen in der Mitte unserer Stadt, bringt der Stadt eine Einnahme von 10,35 Mio. €.
Tschüss Rechenzentrum!
Willkommen Kunst- und KreativQuartier!