Vertrackter Fries

In Potsdam scheint es zur Mode zu werden, gelungene Bauten mit Kunstwerken zu versehen, die die Ablehnung derselben demonstrieren oder den harten Bruch erzeugen.

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Foto: Reiner Gerstermeier

So bei dem Neon Schriftzug am Potsdam Museum, der auf der barocken Fassade deplatziert wirkt und den man nicht entziffern kann, sowie das Gitter im Museum selbst, das angebracht wurde um den Blick auf den alten Markt zu verhindern.

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Das Sperrgitter des Architekten Reiner Becker
Foto: Bernd Gartenschläger

Gleiche Intention findet man bei den wie Keksdosen anmutenden Bauten auf dem Innenhof des Schlosses. Hier ist tief in die verständnislose Kiste gegriffen worden. Nur Eingeweihte wissen, dass es sich hierbei um einen Protest des Künstlers gegen die Rekonstruktion des Schlosses handelt.

Errichtung des Pavillon Sanssouci am Landtagsschloß (Klaer)

Der in Französisch gehaltene Schriftzug am Schloss – dies ist kein Schloss – ist da noch die kleinste, fast liebevolle Form der ablehnenden Kunst am Alten Markt.

Foto: Stefan Gloede

Nun soll der Berliner Künstler Wolf von Waldow  die Fassade der Häuser am Alten Markt 13/14, die Schauseite gegenüber dem Schloss, gestalten. Eine Jury der Genossenschaft „Karl Marx“, die den Zuschlag für diese Gebäude bekam, hat ihn zum Sieger ihres Wettbewerbes gekürt.
(Begründung der Juryentscheidung im Protokoll des Preisgerichts:
“Wunderbar! Das ist es, was unsere Stadt Potsdam braucht.”)

Anfang Januar nun soll dieser Entwurf der Stadt und dem Sanierungsträger vorgestellt werden. Das, was jedoch schon im Vorhinein in der Zeitung gezeigt wurde, befriedigt uns in keinster Weise und lässt vermuten, dass hier wieder einmal auf „Bruch gebürstet „werden soll.

Es handelt sich dabei um einen scherenschnittartigen Fries, der flach und schwarz die vorgesehen barocke Farbgebung der Fassade (so festgelegt) konterkariert.

Der Künstler  Wolf von Waldow hat eine Vorliebe für Filigranes. Seine Kunst mag ja vielfach als dekorative Kunst irgendwo funktionieren, sie ist aber kaum das geeignete  Medium für einen architektonischen Fries mit eigener Materialität und Volumen. Das, was an den Häusern plastisch schön daher kommt und an den Tageszeiten immer wieder durch den Lichteinfall unterschiedlich spannend erscheint, wird hier durch einen platten metallenen computergestampften Scherenschnitt verletzt.

Dazu kommt, bei der vorgesehenen eingebauten Original-Spolie von wenigstens 5-10 cm Dicke muss die Metallkonstruktion notgedrungen einen entsprechenden Abstand von der Wand haben. Damit wird deren Schatten zum Problem für ihre Ablesbarkeit.

Schattenwirwarr

Auch die Aussage des Frieses ist verwirrend und nicht eindeutig, sie leidet unter totaler Überfrachtung. Alle Probleme dieser Welt in einen Fries zu stecken, überfordert den Betrachter. Vergeblich sucht man hier nach einem Potsdam Bezug, nimmt man mal die Waben der ehemaligen FH aus, die ja mittlerweile schon als Zitat inflationär sind.

Der Betrachter weiß wieder einmal nicht, was damit gemeint ist, es sei denn man liest sich die Erklärung des Künstlers durch. Das kann aber nicht Anliegen eines Kunstwerkes im öffentlichen Raum sein.

Flugschiff Peter Rohn und Werkstatt Christian Roehl

Nimmt man dagegen solch ein Kunstwerk, wie das Flugschiff am ehemaligen Haus des Reisens – auch eine Metallarbeit –so hat dies eine klare Aussage. Jeder DDR-Bürger hat schmunzelnd den tiefen Sinn erfasst, nämlich die Sehnsucht nach der freien Reise. Es war eine flache Metallkonstruktion auf einer flachen Wand, ähnlich wie das metallene Schiff auf dem DDR Neubau am Kanal.

Wandplastik Burgstraße 22

Hier aber haben wir es mit einer plastisch gestaltete Fassade zu tun, die eine andere Form von Kunst erfordert.

Alter Markt 13/14 vor der Zerstörung 1945

Für Mitteschön und alle interessierten Potsdamer wäre es wünschenswert einmal die anderen Wettbewerbsbeiträge zu sehen, denn dieser  erscheint uns im höchsten Maße ungeeignet.

Hier sollte man im Vorfeld gut überlegen, denn steht der Bau mit diesem Entwurf, lässt er sich nicht wieder einfach entfernen und wird zum Ärgernis, wie das Gitter im Museum.

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